Geschichte der Abteilung Neudorf
Eine der ältesten Feuerwehren weit und breit – die zweitälteste Wehr im alten Landkreis Bruchsal – ist 1861 in Neudorf von 60 jungen Männern gegründet worden. Wahrscheinlich war schon vor diesem Termin eine örtliche Löschmannschaft aktiv, die in jener Zeit als „Feuerrotte" bezeichnet worden sein dürfte. Das Gründungsdatum der Feuerwehr war auf der leider nicht mehr vorhanden Handpumpenspritze festgehalten, die auf einen Pferdegespannwagen montiert gewesen war. Der „Feuerordnung der Gemeinde Neudorf" ist zu entnehmen, dass diese Wehr aus einer „Kompanie" einschließlich der Vorgesetzten bestanden hat. Diese gliedern sich in: Hauptmann, Adjutant,Obmänner, Spritzemänner, Schlauchführer, Signallisten und Patrouillenführer.
Die übrigen Wehrmänner waren eingeteilt in: Pumpenmannschaft, Schlauchmannschaft, Rettungsmannschaft, Austräger, Einreißer, Patrouillen, Feuerreiter.
Eine Art Prämie war laut Feuerordnung beim Einsatz der Handspritze ausgesetzt: Fünf Gulden für den, der zuerst zwei Pferde zur Spritzenbespannung an das Spritzenhaus gestellt hat, vier Gulden für das zweite Pferdepaar und drei für das dritte Pferdepaar. „Zahlmeister" war die Gemeindekasse. Es gab also Prämien aber auch Strafen. Den Kutschern der Gespanne galt der folgender Abschnitt der Feuerordnung: „Soll sich der eine oder der andere von den hier bezeichneten zur Spritzenbespannung oder Beförderung der Feuerwehrmannschaft oder der Feuerreiter, ohne sich durch einen hinlänglichen Grund ausweisen zu können, nicht auf der oben bezeichneten Stätte zur rechten Zeit befinden, so hat derselbe eine Strafe von 5 bis 15 Gulden durch das Großherzogliche Bezirksamt festgesetzt ist, zu gewärtigen."
Ein Ereignis für Neudorf war die Fahnenweihe der Wehr im Jahr 1874. Die Fahne war unter erheblichen finanziellen Opfern der Wehrmänner beschafft worden. Sie hat nach 112 Jahren „Dienst" einen Ehrenplatz im Feuerwehrhaus erhalten, nachdem die Wehr zum 125. Jubiläum eine neue Fahne weihen ließ.
Denkwürdige Daten der Feuerwehr in der Folgezeit: 1880 wurde eine Abprotzspritze angeschafft, 1896 stießen einige Musikanten zur Wehr, die überwiegen als Signallisten eingesetzt wurden. Der dritte „Vereinigte Feuerwehrtag" 1899 war mit der 25-Jahr-Feier des Fahnenstiftungsfestes verbunden.1907 bezog die Wehr ein neues Spritzenhaus neben den „Lamm" - das früher war im ehemaligen Farrenstall untergebracht. Am gleichen Tag war Peter Heil als Ortsoberhaupt bestätigt worden. Die erste leistungsfähige Ausziehleiter nahm die Wehr bereits fünf Jahre später in Betrieb; mit ihr waren mögliche Brände hoher Gebäude wie Kirche, Schule oder Zigarrenfabrik effektiv zu bekämpfen.
Ein Kuriosum: Der höchste Jahresbeitrag mit fünf Millionen Mark war 1923 während der Inflation zu entrichten. 1935 ist der Antrag auf Auflösung der über 70 Jahre alten Wehr gestellt worden. Das Ergebnis einer gründlichen Inspektion sicherte jedoch das Fortbestehen der Wehr, der in den folgenden Jahren einige Feuerlöschbrunnen zur Sicherung der Wasserversorgung bereitgestellt worden sind.
Besondere Aufgaben warteten während der Kriegsjahre 1939-1945 auch auf die Feuerwehr, die sie nicht nur innerhalb der Gemeinde, sondern u.a. in Bruchsal, Mannheim und Karlsruhe zu bewähren hatte: In diesen Jahren bestand überdies ein weiblicher Löschzug. Das Rathaus und das Feuerwehrhaus waren zusammen in einem Gebäude untergebracht (EG Feuerwehr, OG Rathaus). Bei der gleichzeitig ausgerichteten 90-Jahrfeier waren 33 Wehren zugegen.
Fünf Jahre später waren erste Aktivitäten des Fanfarenzuges zu registrieren. Erste Bemühungen, ein Pfeiffer- und Trommlercorps auf die Beine zu stellen, gehen auf das Jahr 1923 zurück. Aus diesem Korps entwickelte sich allmählich ein Spielmannszug und schließlich der aktive Fanfarenzug.
Das erste Motorfahrzeug ist der Wehr 1957 mit dem LF8/TS übergeben worden; 1965 folgte ein neues Tanklöschfahrzeug TLF 16, für das das heutige Feuerwehrgerätehaus in der Rathausstraße bereitgestellt worden war. Vorausgegangen waren im Sommer Feierlichkeiten zum 110-jährigen Bestehen der Wehr. Absoluter Höhepunkt der Vereinsgeschichte war allerdings das Jahr 1961 mit einer Kreiskommandantentagung, einer Großübung mit Überlandhilfe mit Festzug und Festkonzert, wozu mehr als 40 Feuerwehren aus dem nordbadischen Raum zu begrüßen waren. Das Festbankett war von allen kulturellen Vereinen Neudorfs gestaltet worden. Musikverein, Jugendspielmannszug, Fanfarenzug sowie die Gesangvereine „Liederkranz" und „Frohsinn" führten als denkwürdiges musikalisches Ereignis den „Großen Zapfenstreich" auf.
Ende 1971 wurden im Gerätehaus vier neue Schmutzwasserpumpen TS 30/3 an die Wehren von Philippsburg, Odenheim, Menzingen und Neudorf übergeben.
Das 110-jährige Bestehen konnte nach langen Vorbereitungen in der Zeit vom 03-05.07.1971 begangen werden. Auch bei diesem Fest stand wieder eine Großübung mit Überlandhilfe der Wehren des Unterkreises West (Landkreis Bruchsal), ein Festgottesdienst mit anschließender Totenehrung sowie ein Festbankett – wiederum mit dem „Großen Zapfenstreich" als Abschluß - im Mittelpunkt der Veranstaltung. Durch die politische Verschmelzung der Gemeinden Graben und Neudorf zur Einheitsgemeinde Graben-Neudorf ab 01.01.1972 und deren Eingliederung in den Landkreis Karlsruhe war diese Feier eine der letzten Amtshandlungen der Behörden des Landkreises Bruchsal.
Erste Besprechungen der beiden Verwaltungen der Wehren Graben und Neudorf bezüglich eines Zusammenschlusses fanden am 02.03.1972 statt. Der eigentliche Zusammenschluss erfolgte im Jahr 1973 und wurde mit der Feuerwehrsatzung vom 17.12.1973 der Gemeinde Graben-Neudorf bestätigt. Am 20.05.1974 bestimmte der Bürgermeister den Gesamtkommandanten und dessen Stellvertreter. Seither gibt es nun die Freiwillige Feuerwehr Graben-Neudorf mit den beiden Abteilungswehren Graben und Neudorf, mit jeweils eigenen Verwaltungen und Abteilungskommandanten. Die beiden Abteilungswehren trafen sich am 26.10.1974 zur ersten gemeinsamen Großübung und am 12.12.1974 fand die erste gemeinsame Generalversammlung statt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten setzt sich doch der gute Wille durch, einer gemeinsamen Zusammenarbeit, zum Wohle der Gemeinde.
Aus Altersgründen wurde das alte LF8 1976 durch ein neues Löschgruppenfahrzeug ersetzt. Um den Anforderungen der Abteilung Neudorf gerecht zu werden, wurde der Fuhrpark, zu dem zwischenzeitlich auch ein Schlauchwagen gehörte, durch die Anschaffung eines MTW im Jahre 1981 und eines Öl-Wasser-Saugers mit Ölabscheiders auf Anhänger erweitert. Als letztes größeres Ereignis soll hier genannt werden die 125-Jahrfeier, die vom 28-30. Juni 1986 mit Fahnenweihe, Übergabe des neuen TLF16, Einweihung des neu Umgebauten Feuerwehrhauses, Sternmarsch, bunter Abend zugunsten der Aktion Sorgenkind, Leistungsübungen des Landkreises Karlsruhes und großem Zapfenstreich gefeiert wurde.
In den letzten Jahren wurden ein Stromerzeuger auf einem Anhänger, ein Pulveranhänger und ein Mehrzweckanhänger angeschafft. Weiterhin wurde ein Katastrophenschutz-Fahrzeug zu einem GW-Sonder umgebaut. Durch die Übernahme des Katastrophenschutzfahrzeuges wurde ein Fernmeldezug/Draht auf Landkeisebene in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Leopoldshafen gegründet, welche sich bei Übungen, wie z.B. Rollenbergtunnel und Katastrophenschutzübungen Oberhausen profiliert haben. Im Jahr 2001 feiert die Wehr ihr 140-jähriges Bestehen. Der Mitgliederbestand (per 03.2001) 138 Wehrmänner.
Im Jahre 2005 wurde das LF 8 in "Rente" geschickt und durch ein HLF 20/16 ersetzt. Das neue Fahrzeug verfügt über die modernsten Gerätschaften die es im Moment auf dem Markt gibt und ist ab sofort das Erstfahrzeug im Einsatzfall. 2010 ersetzte ein Einsatzleitwagen (ELW 1) den „Erlkönig“.
150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Graben-Neudorf, Abteilung Neudorf konnte am Festwochenende 2. Juli 2011 - 4. Juli 2011 unter Abteilungskommandant Andreas Rowe gefeiert werden. Die Feierlichkeiten begannen am Samstag mit einem Live ROCK-Konzert mit der Band Adams Brayn. Am Sonntag fand der Festumzug statt. Die Zuschauer und eingeladenen Gäste konnten sich danach bei der Ausstellung und den Vorführungen der BOS-Organisationen (Feuerwehr, Polizei, DRK, DRF u.v.m.) informieren. Am Montagabend klang das große Jubiläum mit einem großen Zapfenstreich aus.
2014 wurde dann auch der Mannschaftstransportwagen (MTW) neu beschafft.
Zum Abschluss sind hier die Kommandanten und Abteilungskommandanten aufgelistet:
Die Kommandanten - bis zur Gemeindereform 1972-1974 - der Gemeinde Neudorf:
- 1861 Karl Josef Peterman
- 1874 Nikolaus Heil
- 1878 Ludwig Decker
- 1895 Peter Heil
- 1914 Theodor Petermann
- 1929 Theodor Leber
- 1931 Josef Anton Heil
- 1933 Karl Theodor Petermann
- 1957 Robert Bernhard
- 1962 Karl Petermann
- 1972 Rudi Werner
Die Abteilungskommandanten - seit dem Zusammenschluss der Gemeinden Graben und Neudorf - der Abteilung Neudorf:
- 1975 Alfred Decker
- 1981 Wolfgang Baumann
- 2001 Franz Heilig
- 2004 Andreas Rowe
- 2014 Horst Blank
Am 25. Februar 2019 verabschiedete der Gemeinderat die neue Satzung der Freiwilligen Feuerwehr Graben-Neudorf. Die Abteilung Graben und die Abteilung Neudorf gingen mit den Neuwahlen bei der Jahreshauptversammlung am 30. März 2019 vollständig in der Freiwilligen Feuerwehr Graben-Neudorf auf.
Da es keine Abteilungen mehr gab, wurden Horst Blank als Abteilungskommandant sowie Andreas Fischer und Florian Blümle als stellvertretende Abteilungskommandanten von Bürgermeister Christian Eheim mit Dank für ihre Arbeit im Rahmen einer Gemeinderatssitzung aus ihren Ämtern entlassen.
Horst Blank wurde zu einem der drei stellvertretenden Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Graben-Neudorf gewählt und von Bürgermeister Christian Eheim hierzu offiziell bestellt.